Projekt: Nachrüstung des MTW Zugtrupp, 1.TZ im THW Ortsverband Suhl
Mit Unterstützung des THW Helferverein Suhl e.V. wurde das Zugtruppfahrzeug des 1. Technischen Zuges Suhl auf eine effizientere Führungsstelle erweitert.
Die Grundanforderung für das Projekt
Das THW stellt für die Führung im Technischen Zug ein Zugtruppfahrzeug mit einem Fahrzeugfunkgerät, Eigensicherungs- und Sicherheitsausstattung sowie einem Besprechungstisch im Fahrzeug zur Verfügung. Aus den Erfahrungen vieler Einsätze der letzten Jahre ist dieser MTW das Führungsmittel in einem Einsatz bei dem oftmals auch mehrer Züge, als der dem eigenen Zugtrupp angehängte Technische Zug, geführt werden müssen. Deshalb wurde eine Möglichkeit gesucht, durch Umbauten im Fahrzeug ein effizienteres Führungsmittel zu gestalten, um auch schon vor Nutzung einer Fachgruppe Führung- und Kommunikation bereits die operative – taktische Verantwortung in der Struktur der DV 100 übernehmen zu können. Gleichwohl müssen die Einbauten im Fahrzeug so erfolgen, dass die technischen Abläufe bei einem Adhoc – Einsatz aus der Bewegung erfolgen können. Schlussendlich musste vor Maßnahmenbeginn die Zustimmung der THW Leitung zur Nachrüstung eingeholt werden.
Die Lösungsidee
Nach Genehmigung des Umbaues haben sich Stephan Lendrich, Rene Eckstein und Silvio Volkmann zusammengesetzt und erstmals verschiedene Lösungsvarianten diskutiert. Nach den Vorgaben zum Fahrzeugumbau durfte keine Veränderungen am Fahrzeug vorgenommen werden, die eine Herstellergewährleistung ausschließen. Somit durfte die elektrische Anlage nicht verändert und die Fahrzeugbauteile nicht gebohrt oder gar verändert werden. Weiterhin sind das zulässige Gesamtgewicht, Achslasten und die Bestimmungen der CE Richtlinie zu beachten.
Einsatztaktisch sollte das Führungsmittel einerseits als mobile Führungsstelle für Adhoc – Einsätze in den Ablaufprämissen und der Reihenfolge Eigensicherung, 1. Hilfe, Erkundung und Nachweisführung, anderseits in nahtlosem Übergang dessen, als stationäre Führungsstelle nach DV 100, mit den Sachgebieten S2/3 (Lage/Einsatz) und S1/4 (Personal/Logistik) sowie mit kommunikativer Anbindung über BOS-Funk im 2m und 4m Bereich genutzt werden können.
Für den Adhoc – Einsatz wird Kommunikationsausstattung, Eigensicherungsausstattung, 1. Hilfe – Ausstattung, persönliche Sicherheitsausstattung und Erkundungsausstattung benötigt. Für den weiteren Nutzen als stationäre Führungsstelle muss die Ausstattung um eine Führungsausstattung mit Büroausstattung, eine erweiterte Kommunikationsausstattung, mit Lage- und Besprechungsausstattung und Unterkunftsausstattung erweitert werden.
Da der vom THW gelieferte MTW Renault als Zugtruppfahrzeug schon sehr durchdacht und gut konzipiert ist, wurde auch viel Freiraum für die Kreativität der Nutzer zur Verfügung gestellt.
Mit dem Fahrzeugfunkgerät mit zweifacher Besprechungseinrichtung, den gegenüberstehenden Sitzbänken und dem klappbaren Besprechungstisch, der Verkehrssicherungsausstattung, der 1. Hilfe - Ausstattung und der Sicherheitsausstattung hat das Fahrzeug eine sehr gute Basis. In Erweiterung der beiden Anforderungspunkte als Ziel, musste die Ausstattung um Energieversorgung, Beleuchtungsausstattung, Erkundungsausstattung, Führungs- und Büroausstattung sowie mit Markise und Klapptischsitzgarnitur erweitert werden. Im Fahrzeug ist alles so anzuordnen, dass beide taktischen Einsatzvarianten behinderungsfrei vollzogen werden können.
Die technische Umsetzung
Der Bereich Fahrer/Beifahrer blieb baulich unverändert. Es stehen genügend Ablagefächer zur Verfügung. Baulich ist hier ein 4m Funkbedienteil vorhanden, zusätzlich wird eine Klemmmappe mit Schreibutensilien und die Digitalkamera in den Dachablagen abgelegt. In den Ablagefächern befinden sich weiterhin Warnwesten, Winkerkelle, Fahrzeugsanitätskasten und das markentypische Bordwerkzeug.
Im Zwischenraum zwischen Fahre-/Beifahrersitz und die gegen die Fahrtrichtung eingebaute 1. Sitzreihe wurde ein Kasten gefertigt, welcher zusätzliche vier 2m Funkgeräte und ein tragbares 4m Funkgerät sowie die dazugehörigen Ladestationen und Ersatzakkus aufnimmt. Die Ladegeräte sind an die Ladeerhaltung des 230V Außenanschluss des MTW angeschlossen und über eine im Fahrzeug serienmäßig verbaute 230 V Steckdose eingesteckt. Weiterhin befinden sich in diesem Zwischenraum der Flaggensatz, die Handkurbel und das Zubehör für die Markise. Das über dem Fahrer-/Beifahrersitz im Fahrzeugdach befindliche abschließbare Wertsachenfach blieb unverändert.
Unter den beiden Sitzen des Fonds des Fahrzeuges befinden sich vier Kunststoffboxen mit Deckel in welchen sich Kaltgetränke, Reinigungsmittel, Schreibutensilien und Regalzubehörteile befinden. Weiter sind in diesem Fahrzeugbereich auch ein serienmäßiger klappbarer Besprechungstisch, eine zweite Hörsprechstelle für das Fahrzeugfunkgerät, eine Magnettafel mit Rollo und ein Kleinmülleimer vorhanden.
Der im Fahrzeugheck befindliche Laderaum wurde mit einem modularen Einbauschranksystem ausgestattet, welches über die Montageschienen des Fahrzeugbodens befestigt wurde. Der linke Teil des Regalsystems wurde frei zugänglich gestaltet. Der rechte Teil des Regalsystems wurde in einer Steckkastenausführung gebaut, vor dem eine gekürzte Holzsitzgarnitur befestigt ist. Durch diese Ausbauten ist es möglich, in einem Adhoc – Einsatz von links beginnend die Eigensicherungsausstattung und Erste Hilfe Ausstattung sofort zu entnehmen, ohne das vorher anderes Equipment bei Seite gestellt werden muss.
Im linken Fahrzeugteil befinden sich im oberen Ablagefach links beginnend die Handleuchten, die an einer permanenten Ladeerhaltung angeschlossen sind, die Erste Hilfe – Ausstattung mit zwei Verbandskästen, einer Box Einweghandschuhen, Verbands- und Schienenmaterial sowie einem Stifneck (Cervicalstütze). Weiter folgend sind die Warnwesten, ein Megaphon, das Multiwarngerät und Absperr-/Trassierband frei zugänglich. Hinter der Sitzgarnitur befinden sich nicht immer frei zugänglich weitere Verkehrskegel klein und der Zubehörkasten für das Multiwarngerät.
In den Ablagefächern und Einschüben auf der linken Schrankseite sind Ordner mit Formblättern und Meldevordrucken, ein Kombigerät Drucker, Scanner, Kopierer mit Anschlusskabeln und Verteilern gelagert. In der Ablage darunter sind die Ausstattung für Hygiene mit Seife, Desinfektionsmittel, Einweghandtüchern, Einwegtrinkbecher, aber auch Stoffhandtücher, Kehrblech mit Besen und Müllbeuteln gelagert. In dem Schubfach darunter befinden sich Spanngurte, Werkzeug und Arbeitsschutzhandschuhe. Im untersten Schubfach befinden sich vier Schlafsäcke und Decken. Über das unterste Schubfach kommt man zu einem Zwischenbereich, in dem sich vier Feldbetten befinden.
Links neben dem Schranksystem befinden sich weiterhin die Einsteckblitz-leuchten für die Verkehrsleitkegel 50 cm, ein 500W Halogenstrahler auf Dreibeinstativ, eine Schaufel, eine Klauenbeil sowie zwei Rettungsdecken. Eine Kabeltrommel 230V, 50m, ein 10l Eimer und fünf Verkehrsleitkegel füllen den Zwischenraum zur Hecktür aus.
Die rechte Regalseite ist mit fünf herausnehmbaren Einschubkästen und einem leeren Regalfeld ausgestattet. Im unteren leeren Regalfeld befindet sich ein 2,7 kVA Notstromerzeuger, der herausnehmbar ist. Hinter dem Stromerzeuger wird der 10l Reservekanister für Benzin für den Stromerzeuger gelagert. Rechts neben dem Regal sind 2 Sicherungsseile, der 20l Reservekanister für Diesel, ein Klappstuhl und das Starthilfekabel an Befestigungen gelagert. Auch bei verladener Sitzgarnitur frei zugänglich sind die Abschleppstange, Gefahrenaufsteller und der Feuerlöscher rechts angeordnet.
In den fünf herausnehmbaren Einschubkasten der rechten Schrankseite befindet sich die Führungsausstattung für eine kleine Führungsstelle. In der ersten Box befindet sich Kartenmaterial, Kommunikationskabel für das Laptop (z.B. Hörsprechgarnitur für Skype) aber auch das Wandtafelschreibzeug inklusive Spiritus und Lappen zur Reinigung der Tafel. In einer zweiten Box ist die Erkundungsausstattung. Hier sind u.a. ein Gefahrgutbuch, Messmaterial, Fernglas und Diktiergerät. In einer weiteren Box sind die Piktogrammbilder und Magnetprofile zum Führen und zur Lagedarstellung. Der Laptop ist mit seinem Zubehör in einer weiteren Box. In der letzten Box sind Handbücher, Taschenkarten und Melde- und Durchschreibblöcke verstaut.
In der rechten Hecktüre befinden sich ein Wasserbehälter mit Auslaufhahn, ein Seifen- und Händedesinfektionsspender und auch eine Papierhandtuchbox. Schlussendlich ist an der Rechten Fahrzeugseite über einen originalen Dachträgeranbau von Renault eine Markise angebracht, welche mit einer Handkurbel ausgestellt werden kann. An den freien hängenden Ecken der Markise werden Eckstützen ausgeklappt, welche mit Nägeln im Erdreich verankert werden können. Zusätzlich kann über die freien Eckpunkte die Markise noch abgespannt werden. Die im Heckbereich des Fahrzeuges befestigte Sitzgarnitur, bestehend aus zwei Bänken und einem Tisch welche auf die verfügbare Fahrzeuginnenhöhe gekürzt wurde, kann dann als zweiter Sitz- und Besprechungsbereich unter die Markise gestellt werden. Somit ist der Bereich dann etwas wettergeschützt.
Wir glauben, dass wir mit der Anordnung im Fahrzeug und der Erweiterung der standardmäßigen Normausstattung des Fahrzeuges die Aufgabenstellung für die zwei möglichen Einsatzbereiche für den MTW des 1. TZ Suhl erreicht haben. Es ist somit möglich, das Fahrzeug im Adhoc – Einsatz unter Anwendung der Ablauffolge und ohne Umräumen im Fahrzeug zu nutzen, um dann in der Folge in eine Führung und Nachweisführung in den Strukturen der DV 100 überzugehen. Somit können wir die Zugbefehlsstelle Zugtrupp in eine kleine Führungsstelle unter Nutzung des vorhandenen Materiales und Personals im Einsatz dynamisch gestalten.
Umsetzung taktischer Standards
1. Adhoc – Einsatz
Im Adhoc – Einsatz ist nach der Ablauffolge der Eigensicherung, Menschenrettung und Erkundung / Lagefeststellung zu verfahren. Zur Eigensicherung stehen im Cockpit des Fahrzeuges zwei Warnwesten zur Verfügung. Eine mögliche Heckabsicherung des Fahrzeuges wird mit dem Warndreieck rechts hinten, Verkehrsleitkegeln, weiteren Warnwesten für zwei weitere Helfer im oberen Ablagefach des Einbauschrankes und ggf. bei Bedarf über die Handleuchten links oben im Ablagefach erreicht. Zusätzlich sind das Multiwarngerät und die Absturzsicherungssatz im oberen Ablagefach frei zugänglich. Die erweiterte Erste Hilfe Ausstattung ist ebenfalls im oberen Ablagefach direkt zu entnehmen. Funkgeräte befinden sich im direkten Zugriff zwischen dem Beifahrersitz und der ersten Sitzreihe im Fond. Handschuhe und Helm werden von den Helfern als persönliche Schutzausrüstung mitgeführt.
2. Einsatz als Zugbefehlsstelle / mobile Führungsstelle
Die Eigensicherung der Zugbefehlsstelle erfolgt wie im Adhoc – Einsatz. Dynamisch kann die Führungsstelle entfaltet und in der ersten Stufe aus dem Fahrzeug geführt werden. Hierbei muss jedoch auch die Sitzgarnitur aus dem Fahrzeug entfernt werden, um an die Regalschubkästen für die Führung heranzukommen. Die Kommunikation erfolgt aus dem Fahrzeug heraus über die abgesetzte Hörsprechgarnitur und über die mobilen Funkgeräte. Eine Nachweisführung erfolgt über die Tafel hinter der zweiten Sitzreihe im Fond, über Laptop oder über Papier.
In einer zweiten Stufe wird dann das Fahrzeug über das im Heck entnommene Notstromaggregat eingespeist. Die 230V Steckdosen im Fahrzeug gehen in Betrieb, die Ladeerhaltung des MTW ist sichergestellt und es kann das Laptop eingespeist werden. Das Drucker – Scanner – Kopierer – Kombigerät kann in Betrieb genommen werden. Über einen Internet – Stick kann eine Verbindung zum Internet hergestellt und unter Beachtung der IT – Richtlinie THW, mit dem Rechner gearbeitet werden. In einer dritten Stufe wird dann die Markise ausgestellt und gesichert. Unter der Markise wird die Sitzgruppe aufgestellt, die als externer Bereich u.a. für Besprechungen genutzt werden kann und dabei nicht den Sprechfunkverkehr und die Führung behindert.
Der in der rechten Hecktür befindliche Händewaschbereich dient der Hygiene im Einsatz. Die mitgeführten Feldbetten und Decken ermöglich es auch Ruhephasen zu realisieren.
Es ist selbstverständlich, dass auch Getränke auf jedem Einsatzfahrzeug vorgehalten werden sollten. Eine Eigenversorgung für die ersten sechs Stunden des Einsatzes ist somit auch für den MTW des Zugtrupps in Suhl möglich. Alle nachfolgenden Maßnahmen der Logistik für einen längeren Einsatz, wie Verpflegung, Warmgetränke, Unterbringung, Hygiene, Unterkunft sind Standardmaßnahmen, die ein Einsatzleiter bei der Führung eines Einsatzes generell sicherstellen muss.
Berichterstatter:
Silvio Volkmann, Ortsbeauftragter THW OV Suhl
Mitwirkende des Projektes:
Stephan Lendrich, Zugführer 1. TZ Suhl (Initiator des Projektes)
Rene Eckstein, Kraftfahrer GKWI, 1.TZ Suhl (Rettungsassistent)
Schnappschuss
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