Suhl an einem kalten Winterabend im Februar. Die Lichter gehen aus, Fernseher und Radio sind stumm - der Strom ist weg. Nach wenigen Minuten fällt die Heizung aus, da die Umwälzpumpe keinen Strom mehr hat. Was ist passiert, wann kommt der Strom wieder und wo ist mein altes Kofferradio mit den Batterien sind nun die Fragen. Vor diesem Szenario standen am 9.3.2013 die Mitglieder des Katastrophenschutz-Stabes der Stadt Suhl bei einem Ausbildungswochenende im Ortsverband des Technischen Hilfswerkes. Der KatS-Stab setzt sich aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung Suhl und Vertretern verschiedener Hilfsorganisationen zusammen. Zu den Teilnehmern gehörten neben Polizei, Feuerwehr, ASB, THW und der Bundeswehr auch Mitarbeiter der Stadtwerke Suhl/Zella-Mehlis und des Wasser- und Abwasserzweckverbandes.
Reiner Oelze, Leiter der Netzführung bei der TEN Thüringer Energienetze GmbH, konnte vor Horror-Szenarien, wie zum Beispiel in dem Bestseller Blackout von Marc Elsberg, beruhigen. „Ein länger andauernder Stromausfall ist in Thüringen unwahrscheinlich“, erklärte Oelze den Anwesenden das Europäische Verbundnetz und das in Thüringen durch die TEN betriebene 110KV Mittelspannungsnetz. Da Mitteleuropa jedoch in einer Regelzone zusammengefasst ist, ist Thüringen von anderen Gebieten abhängig. Sinkt zum Beispiel die Frequenz im Stromnetz unter einen vordefinierten Wert, erfolgen automatische Lastabwürfe, also Stromabschaltungen, in verschiedenen Gebieten Thüringens. Wo das genau passiert, kann jedoch keiner vorhersagen. Dies ist vom jeweiligen Verbrauch im Gebiet und der Einspeisung von regenerativen Energien abhängt. Oelze stellte in seinem Vortrag die verschiedenen Krisenmechanismen der Europäischen Stromnetzbetreiber und der TEN vor. Ausschließen wollte Oelze einen Blackout aber nicht. Die verschiedenen Krisenmechanismen und der Hinweis, dass Deutschland eines der stabilsten Energienetze der Welt hat, erleichterten die Mitglieder des Katastrophenschutzstabes.
Nach einer Vorstellung der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, besichtigten die Stabsmitglieder die Fachgruppe Führung und Kommunikation des THW. Diese spezielle Einheit ist in Erfurt stationiert und kann im Einsatzfall die Arbeit einer Technischen Einsatzleitung übernehmen. Neben einem mobilen Anhänger für die Stabsarbeit und einem LKW mit Funkarbeitsplätzen verfügt diese Einheit über verschiedene Kommunikationsmittel, wie zum Beispiel mehrere Feldtelefone. Ein anderes Team des Ortsverbandes Suhl errichtete eine Desinfektionsschleuse für LKW und PKW, welche bei Tierseuchen eingesetzt werden kann.
Im Anschluss probten die Teilnehmer in einem Planspiel ein großflächiges Blackout. So muss im Ernstfall die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Bargeld und Kraftstoffen sichergestellt werden. Einig waren sich die Katastrophenschützer, das die Vorbereitung der Bevölkerung eine wichtige Grundlage und Unterstützung ist. Wer hat schon einen Spirituskocher, ein Radio mit Batterien oder Lebensmittel für eine Woche zu Hause.
Mit einem Besuch der Polizeiinspektion Meiningen endete am Sonntag das Ausbildungswochenende mit vielen Denkanstößen für die tägliche Arbeit und zu Hause.
Text: Ronny Ballerstädt