Friedlich fing es Samstagabend an. Die Kameraden des THW Suhl schipperten anlässlich des Kindertags die Kinder in Kanus über den Herrenteich. Für die Meisten blieb es unbemerkt, als kurz vor 20 Uhr alles etwas hektisch wurde, und dann der Einsatzbefehl kam: Unterstützung der örtlichen Einsatzkräfte bei der Hochwasserbekämpfung im Raum Camburg, in Ostthüringen, nahe der Grenze zu Sachsen-Anhalt. So entsandte der OV kurzerhand neun Einsatzkräfte in das Hochwassergebiet.
Brechende Dämme, durchgeweichte Deiche, überflutete Innenstädte, einsturzgefährdete Gebäude, weggespülte Straßen und Gleisanlagen, die Ausmaße der Flutkatastrophe in Thüringen und vorallem in Sachsen sind unbeschreiblich. Seit Ende vergangener Woche ist das THW im Dauereinsatz. Mittlerweile haben die THW-Einheiten des Landesverbandes Sachsen, Thüringen Unterstützung aus anderen Bundesländern erhalten.
Nach einer kurzen Lagebesprechung ging es dann kurz nach Mitternacht für die Helferinnen und Helfer an die Arbeit. Die ganze Nacht wurden Sandsäcke verfüllt und Deiche gebaut, um die Wassermassen in Zaum zu halten.
Die Fachgruppe Räumen aus Suhl ist zu der Zeit in der Region Eilenburg zur Deichsicherung- und verteidigung ebenfalls im Einsatz.
Mit den Erinnerungen an der Hochwasser 2002 sind in Thüringen und Sachsen gerade rund 2.000 Helferinnen und Helfer des THW in den Überschwemmungsgebieten im Einsatz. Die Regenfälle lassen in diesen Tagen nach- eine Entwarnung bedeutet dies jedoch nicht.
THW-Einheiten aus anderen Bundesländern sind unterwegs in die Hochwasserregionen, um die Kräfte vor Ort zu unterstützen beziehungsweise abzulösen.
Einsatzschwerpunkte für das THW sind Passau, Halle an der Saale, Meißen und Grimma. In Halle droht ein Deich zu brechen, die Stadt steht vor der Überflutung. Zwei technische Berater für Deichverteidigung koordinieren die Sicherung des Deiches. Zusätzliches Personal haben die Städte Grimma, Leipzig, Altenburg und Meißen angefordert, wo der Höhepunkt der Hochwasserkatastrophe erwartet wird. Die Städte benötigen Hilfe beim Abpumpen der Wassermassen sowie bei der Koordinierung der Hilfsarbeiten im Chaos der Flutkatastrophe. Aus anderen Regionen Deutschlands versendet das THW Materialien in die Einsatzgebiete. Alleine aus dem niedersächsischen Salzgitter erreichte eine halbe Million Sandsäcke die Stadt Bitterfeld in Sachsen-Anhalt.
Die Bandbreite der Hilfeleistungen des THW bei Hochwasser ist groß: Die freiwilligen Kräfte sind einsatzbereit wenn es gilt, Deiche zu sichern, Hochwasserstege und -schutzwände zu bauen, Verkehrswege frei zu räumen und die Einsatzstellen zu beleuchten. Darüber hinaus kann das THW die Notversorgung von Strom und Trinkwasser stellen. Ausgestattet mit Hochleistungspumpen entfernen die Helferinnen und Helfer nach der Flut Wasser und Schlamm von Straßen, aus Kanälen und Kellern. Deutschlandweit stehen rund 40.000 aktive THW-Kräfte in 668 Ortsverbänden bereit.
Neben Suhl waren in Camburg auch die Ortsverbände Rudolstadt/ Saalfeld, Apolda und Eisenach im Einsatz.
Nach knapp einem Tag Ruhe hieß es dann Donnerstagabend auch schon wieder Einsatz. Seitdem sind fünf Helfer mit dem GKW 2 und dem Radlader in Grimma.
Das so selbstverständlich Helfer für längere Zeit in einen Einsatz gehen können, liegt vor allem auch an der Unterstützung der Arbeitgeber und Familien der Helfer, denen wir hiermit einen besonderen Dank aussprechen wollen!
Fotos: THW Suhl / Luftbildaufnahmen: Matthias Hase Camburg